Düster und schwarzhumorig

Seelenfänger  - Roberto Hollanda, Jonathan L. Howard

Auf dieses Buch bin ich ganz zufällig im Hugendubel Stuttgart gestoßen. Das Cover sprach mich sofort an, der Klappentext klang wunderbar schräg und ein kurzes Anlesen sorgte dann dafür, dass ich mit dem “Seelenfänger” an der Kasse stand.
Dann lag das Buch aber doch zwei, drei Tage unangetastet herum, weil ich einfach Angst hatte, dass etwas, das so toll klingt, dann womöglich doch enttäuschend sein würde. Ich kann nicht mit jeder Art Humor. Doch als ich mich dann getraut hatte, da kam ich von dem Buch gar nicht mehr los.
Es gibt zwei Dinge, die diese Geschichte auszeichnen. Erstens die verschiedenen, schrägen Charaktere und zweitens der schon sehr, sehr schwarze und makabre Humor, der glücklicherweise ohne platte Schenkelklopfer auskommt.  Über beides habe ich immer wieder zumindest schmunzeln, oft sogar lachen können. Jonathan Howard hat seine Figuren wirklich mit viel Phantasie erdacht, speziell die mit übersinnlichem Wesen. Sei es Cabal selber, sein Bruder Horst, der Vampir, Bones, den Schaffner, den Leibhaftigen persönlich…einfach herrlich, wenn auch -zugegeben- sehr kaputt.
Der Witz steckt vor allem in den Dialogen, oft aber auch in den erzählenden Passagen. Doch die Unterhaltungen haben mich wohl am meisten amüsiert. Die einzelnen Personen sind schon sehr gewitzt, listig, oft sarkastisch und mancher ist sogar richtig böse. Aber eben immer auf die lustige Art.
Die Story an sich erinnert in groben Zügen sicher an Goethes “Faust”. Cabal hat seine Seele ebenfalls an den Teufel verkauft, möchte sie aber nun zurück haben. Der Leibhaftige willigt ein, aber Cabal muss ihm dafür innerhalb eines Jahres stolze 100 Seelen als Ersatz bringen. Nun wäre es aber sicher arg auffällig, irgendwo einfach Jagd auf die Menschen zu machen, also ersinnt Cabal den Plan mit dem Jahrmarkt.
Es ist leicht vorstellbar, dass eine Seelenloser, ein Vampir und diverse Untote nicht unebdingt die Fachleute für solcherlei Amusement sind und schon nimmt das Chaos seinen Lauf und es geht oft wirklich mächtig hoch her.  Zwar kommen ihnen dann und wann Menschen auf die Spur, oder es stellen sich ihnen andere Schwierigkeiten in den Weg, so dass es immer spannend bleibt, wie die Jahrmarkt-Gruppe sich weiter durchschlagen wird, aber insgesamt scheint der Plan aufzugehen.
Allerdings: ein Handel mit dem Teufel…wann ist das schon mal gut gegangen? Ob ausgerechnet Cabal das gelingen wird?

 

Insgesamt fand ich “Der Seelenfänger” leicht zu lesen, habe aber dennoch ein paar Tage dafür gebraucht. Es ist nämlich nicht so lieblos geschrieben, ohne Rücksicht darauf, welches Lesegefühl beim Leser aufkommen wird, getreu dem Motto: Hauptsache lustig und möglichst flott abgefrühstückt. Und darüber bin ich auch sehr froh gewesen. Daher müsste ich eigentlich sagen, dass ich mir die paar Tage Zeit für das Buch genommen habe um es zu genießen.

 

Das Covermotiv erinnert sehr an Filme von Tim Burton, was auch ganz gut zur Geschichte passt. Sollte mal eine Verfilmung geplant sein, wäre Tim Burton für dieses Buch meine erste Wahl. Außerdem ist das Layout insgesamt schön düster gehalten, schließlich ist es ja nun wirklich keine fröhlich-bunte Story.

 

Fazit:   Eine düstere Geschichte voll skurriler Charaktere und wunderbar schwarzem Humor. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung, die im September 2010 bei uns erscheint.

Quelle: http://leserattz.wordpress.com/2010/06/19/rezension-johannes-cabal-seelenfanger