Vampirroman mit Stil und Biss

Die Radleys - Matt Haig, Friederike Levin

Lernen Sie die Radleys kennen, eine total verbissene Familie.
Auf den ersten Blick wirken sie wie eine ganz normale Familie: Vater Peter ist Arzt, Mutter Helen kümmert sich um die beiden pubertierenden Kinder Clara und Rowan. Doch warum erstickt Peter fast am thailändischen Salat, warum nimmt jedes Tier vor Clara Reißaus und warum kann Rowan nachts nicht schlafen und hat trotz Lichtschutzfaktor 60 Probleme mit der Haut?
Das Geheimnis der Radleys ist so unfassbar wie offensichtlich: Sie sind abstinente Vampire!

 

Offenbar gehöre ich wirklich zu den Lesern, die oft ein Buch wegen des schönen Covers kaufen. Jedenfalls war das der Grund, weshalb mir “Die Radleys” nicht mehr aus dem Kopf gingen, nachdem ich das Buch entdeckt hatt. Dass es eine Vampirstory ist, hätte es nämlich eigentlich sofort disqualifiziert.
Die Geschichte ebenso außergewöhnlich und schön wie das Cover. Keine Vampir-Schmonzette, stattdessen eigentlich eine ganz normale Familie. Nur dass die Familienmitglieder eben Vampire sind, was die Kinder Clara und Rowan aber zunächst noch nicht mal wissen. Die “Radleys” beweisen, dass es selbst in Zeiten, in denen das Thema “Vampir” geschröpft wird ohne Ende, noch möglich ist, einen neuartigen Ansatz zu finden. In diesem Falle hier besinnt der sich teilweise sogar zurück auf das ursprüngliche Wesen von Vampiren.
Eine Familie abstinent lebender Vampire also. Doch eines Abends geht ihre verborgene Natur mit Tochter Clara durch, was für die gesamte Familie ungeahnte Konsequenzen hat. Das mag sich nun vielleicht recht dramatisch anhören – eine Vampirattacke so richtig mit Beißen, Blutsaugen und Ausweiden statt der sonst so sattsam bekannten Liebesschwüre- doch dramatisch im Sinne von actionreich und atemlos spannend ist es nicht. Die Spannung baut sich erst nach und nach mit den einzelnen Ereignissen auf, die nach Claras Imbiss eintreten. Dabei spürt man richtig wie die Lage für die Radleys immer kritischer wird. Das alles verläuft sehr schleichend, aber es packt einen im Nu und ehe man es sich versieht, lässt einen die Entwicklung der Geschichte (und der Radleys) nicht mehr los.
Aber wie gesagt: Vampire sind hier Vampire! Das heißt auch, dass Blut fließt und gemordet wird, um der Ernährung und des Tötens Willen. Verklärte Vorstellungen von Vampiren findet man hier nicht.
Dafür geht es mitunter ausgesprochen schwarzhumorig zu und ich habe manches Mal lachen müssen. Wer auf schwarzen und sehr englischen Humor steht, der wird seine Freude an den “Radleys” haben.

 

Das Buch wirkt nicht besonders dick und mit seinen 424 Seiten ist er das auch eigentlich nicht. Trotzdem habe ich länger dafür gebraucht als ich geschätzt habe. Zum einen ist der klare und gepflegte Schreibstil von Matt Haig etwas, das ich wirklich ausgekostet habe. Zum anderen lag es auch an den oft sehr kurzen Kapiteln, die manchmal kaum drei Seiten haben. Da hat man dann ein ganzes Kapitel geschafft, aber eigentlich nur einen Bruchteil des Buches. Auf der anderen Seite sind die kurzen Kapitel natürlich auch ein ganz fieser Vorteil. Denn da denkt man leicht: ach, eines lese ich noch, geht ja schnell… Und dann hat man doch wieder länger gelesen als geplant.

 

Ja, das Cover war maßgeblich Schuld, denn einen Vampirroman ohne ein Gesicht oder eine halbnackte Gestalt auf dem Cover, das ist selten geworden.  Tauschen möchte ich also auf keinen Fall. Schwarz ist eben die typische Vampir-Farbe und die edle weiße Tasse mit den Blutstropfen in vampirtypisch Rot ist nicht nur ein toller Kontrast, sondern spiegelt auch den Stil der “Radleys” wider.

 

Fazit:   Mir haben die “Radleys” sehr gut gefallen. Wer einmal eine ganz andere Art der Vampirgeschichten lesen möchte, dem lege ich dieses Buch ans Herz. Es ist erfrischend anders, sehr spannend, äußerst stilvoll und hat einfach Biss.

Quelle: http://leserattz.wordpress.com/2010/09/23/rezension-die-radleys-ein-vampirroman-matt-haig