Wie viele tun es wohl noch...?

Wir tun es für Geld - Matthias Sachau

Eigentlich ganz clever: Lukas heiratet zum Schein seine Mitbewohnerin Ines, damit sie Steuern sparen kann. Doch dann zieht unter ihnen ihr Finanzbeamter ein; Ekkehard Stöckelein-Grummler. Nun müssen Ines und Lukas richtig Ehe spielen – was nicht wirklich gut funktioniert. Und Ekkehard setzt sich auch noch in den Kopf, die »Beziehung« seiner neuen Freunde zu retten.

 

Auf dieses Buch bin ich eher zufällig aufmerksam geworden. Der Inhalt klang ganz interessant, da konnte ich mir gut vorstellen, dass man daraus eine witzige, turbulente Geschichte machen kann. Allerdings war ich auch skeptisch, da ich mit Comedy meistens überhaupt nicht kann.
Diese Bedenken waren dann aber schnell weggewischt. Zunächst finde ich es toll, solch eine Geschichte -die ja letztlich irgendwo schon eine Lovestory ist- mal aus Männersicht lesen zu dürfen. Zudem hat Lukas wirklich einen Humor, der mich sofort begeistert hat: mal gewitzt, mal trottelig, mal albern, mal böse…eine schöne Mischung, die mich oft hat grinsen und ab und zu auch wirklich hat lachen lassen. Und die Geschichte, die er erzählt, die ist auch für einigen Spass gut, denn es geht sehr turbulent zu und ich war immer wieder gespannt, was dieser bunten, verrückten Clique und speziell Lukas noch so alles passieren würde.

Denn Lukas Freunde sind schon eine sehr illustre Truppe, von der ausgerechnet Ekkehard Stöckelein-Grummler bei mir die meiste Sympathie geweckt hat. Bei alle seinem drögen Beamten-Wesen, liebenswert ist er auf jeden Fall.
Aber auch wenn es meistens sehr amüsant zugeht, so gibt es auch Szenen, in denen Matthias Sachau Abstand von der Komik nimmt und -für Lukas Verhältnisse- ernstere Töne anschlägt und Raum für Gefühle schafft, die so auch gut beim Leser ankommen.
Vereinzelt gibt es durchaus mal Längen. Für mein Empfinden immer dann, wenn seitenweise das Thema Highend-Hi-Fi behandelt wird. Das ist die ersten paar Mal ja noch ganz interessant und Ekkehards Begesiterung dafür ganz goldig, aber so richtig nachvollziehen konnte ich die Begeisterung nicht. Das mag HiFi-Nerds anders gehen.
Das Ende ist zwar nicht weiter überraschend, aber der Weg dorthin hat einfach Spass gemacht und so ein klein wenig romantisch -auf die typische verquere Lukas-Art- ist es halt auch. Mir hat’s gefallen, weil es trotz allem nicht kitschig wirkt.

 

Matthias Sachaus Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Schön flüssig, locker, umgangssprachlich ohne ins Platte abzurutschen, und eben witzig. Entsprechend hatte ich das Buch nach wenigen Tagen ausgelesen. Ein schönes Gimmick sind die Tagebucheintragungen von Ekkehard, die auch genau so abgedruckt sind: wie auf kariertem Papier und von Hand geschrieben. Jeder dieser Einträge lässt einen schmunzeln und neugierig weiterlesen.

 

Das gelbe Cover ist ein Hingucker und der Mini mit den Blechdosen sieht sehr niedlich aus. So auf Anhieb konnte ich zwischen dem Motiv und dem Titel zwar keine Verbindung herstellen, aber jetzt im Nachhinein passt es gut zusammen. Solch ein Autochen traue ich Lukas und Co. zu.

 

Fazit:   “Wir tun es für Geld” ist witziger, kurzweiliger Roman, der mir viel Spass gemacht hat.  Liebenswert, schrullige, chaotische Charaktere und eine turbulente Story. Kleinere Längen sind zwar vorhanden und sicher werden auch so manche Klischees bedient, aber in Summe kann man darüber gut hinwegsehen.

Quelle: http://leserattz.wordpress.com/2010/10/19/rezension-wir-tun-es-fur-geld-matthias-sachau