Thriller geht anders

Bodyfinder: Das Echo der Toten - Kimberly Derting

Die 16-jährige Violet kann tote Menschen anhand von Echos aufzuspüren, die diese im Diesseits zurücklassen. Violet hört, riecht und fühlt diese Echos. Für sie ist diese Gabe weniger ein Geschenk als ein beunruhigendes Ärgernis. Als dann jedoch ein Serienkiller die kleine Stadt heimsucht, in der sie mit ihrer Familie lebt, und dem Killer immer mehr Mädchen zum Opfer fallen, wird Violet bewusst, dass sie die Einzige ist, die ihn aufhalten kann. Mithilfe ihres besten Freundes Jay nimmt sie seine Spur auf. Doch dann verlieren sich Violet und Jay in den zwischen ihnen aufkeimenden romantischen Gefühlen und sie merken nicht, wie nahe sie dem Mörder bereits gekommen sind … bis Violet selbst zu seiner Beute wird.

 

Auf diese Reihe wurde ich durch Band 2 aufmerksam, der interessant klang. Natürlich habe ich mir aber erst diesen ersten Band vrgenommen.
Was ich ihm zugute halte, das ist die gute Grundidee. Ein Mädchen, das das Echo von Verstorbenen empfangen kann, die eines gewaltsamen Todes starben. Ich finde, das ist eine ordentliche Grundlage für einen Thriller mit mysteriösem Einschlag. Zum Zweiten gefällt es mir, dass es Richtung Krimi / Thriller geht, statt dass Kimberly Derting einen Romantasyroman darauf aufbaut. Das wäre wohl sicher ebenfalls möglich gewesen. So weit, so gut.
Leider konnte mich die Geschichte trotzdem nicht überzeugen oder fesseln. Denn das Potential der Idee wird für mich nicht ansatzweise ausgeschöpft. Mir nimmt beispielsweise die Lovestory zwischen Violet und Jay entschieden zu viel Raum ein. So etwas darf gerne nebenher laufen in einer Story für Jugendliche. Hier geht das allerdings so weit, dass ich mich oft gefragt habe, ob ich einen Thriller lese oder doch eine Liebesgeschichte für Teenager.
Ein weiterer Knackpunkt ist die Tatsache, dass es der Geschichte an jeglicher Tiefe bzw Hintergrundwissen fehlt. Ich  brauche keine kapitellangen Erläuterungen zu Hintergründen, aber ein gewisses Fundamanent damit sollte es doch geben damit eine Geschichte griffig ist.
Warum zB macht sich Violet solch einen Kopf um die Geheimhaltung ihrer Gabe? Hat sie tatsächlich solch eine Angst quasi unter einem Mikrospkop zu landen? Bei einem Talent, dass speziell der Polizei sehr nützlich sein kann, würde ich damit nicht unbedingt rechnen. Wie sieht die Haltung ihrer Eltern zu Violets Fähigkeit aus? Auch das hätte gerne genauer beleuchtet werden dürfen. Mir wurde auch zu wenig auf die Beziehung zwischen Violet und den Opfern eingegangen. Die Opfer werden quasi hingestreut, aber mir kam es nie so vor als habe Violet irgendeine klare Verbindung zu ihnen. Dabei gehen sie in eine Schule! Vor allem hätte es mich interessiert, wieso der Mörder die Mädchen tötet. Ich hatte auf eine Verbindung an irgendeiner Stelle mit Violet oder einem der getöteten Mädchen, meinetwegen auch mit der Stadt, gehofft. Doch dazu wird gar nichts gesagt! Ein Mörder hat doch ein Motiv! Der kommt doch nicht einfach in eine Stadt und mordet grundlos drauflos!
Zuletzt sei noch erwähnt, dass ich mit Violet in einigen Belangen nicht klar kam bzw sie nicht verstanden habe. Die Morde nehmen sie beispielsweise immer sehr mit, um einen Punkt herauszugreifen. Sie weint viel, ihr wird übel, wenn sie sich näher damit befasst. Aber sobald gute Ablenkung da ist (Jay, der anstehende Abschlussball), ist das alles sofort vergessen. Blenden Teenager solche Vorkommnisse wirklich so flott aus? Erstaunlich. Aber dann muss man vorher auch nicht so einen Wirbel darum machen!

 

325 Seiten sind eigentlich nicht wenig, dennoch hätte ich das Buch bequem an einem Abend lesen können. Es ist sehr einfach geschrieben. Da merkt man deutlich, dass sich der Roman an jüngere Leser / Jugendliche richtet. Zudem ist die Schrift recht groß und das ist etwas, das mir persönlich quasi entgegenruft “Kinderbuch”! Ich habe nichts gegen Kinderbücher, bitte nicht falsch verstehen! Doch bei einem Jugendthriller -der “Bodyfinder” sein will- finde ich das unpassend. Viel steht also nicht auf den Seiten und durch den einfach Schreibstil liest sich das im Nullkommanichts weg.
Ausserdem umfasst die Geschichte 28 Kapitel und jedem geht eine leere Seite voraus. So kann man sich noch mal 28 Seiten wegdenken.

 

Das Cover ist augenfällig, wenn man es im Ladenregal sieht. Ich mag den Kontrast zwischen dem schwarzen Hintergrund und der kräftig gefärbten Blüte. Das gibt zwar nichts über den Inhalt preis, aber es wirkt krimi- / thrillermäßig finster.

 

Fazit:  Auch ein Thriller für Jugendliche sieht für mein Empfinden anders aus. Mich konnte “Bodyfinder” jedenfalls nicht fesseln und begeistern. Dafür fehlt es der Geschichte an Tiefe und der Entscheidung darüber, was sie eigentlich sein will. Ein Jugendthriller oder eine Teenie-Romanze, bei der ein paar mysteriöse Vorkommnisse nebenher plätschern. Und Violet habe ich auch oft nicht verstanden. Die Story ist einfach in keiner Hinsicht griffig. Mal sehen, was Band 2 auf Lager hat.

Quelle: http://leserattz.wordpress.com/2012/06/17/rezension-bodyfinder-das-echo-der-toten-kimberly-derting