Es bleibt bei einer guten Idee

Slide. Durch die Augen eines Mörders (Gebunden) - Jill Hathaway

“Die sechzehnjährige Vee hat Narkolepsie. Und wenn es nicht schon genug wäre, plötzlich in der Schule, im Kino oder bei Freunden einfach einzuschlafen, wandert Vees wache Seele während des Schlafens in den Körper eines anderen. Vee sieht, was diese Person gerade sieht – ohne deren Taten beeinflussen zu können. Doch noch nie war es so grausam wie in dieser Nacht: Sie sieht durch die Augen eines Mörders. Und sie kennt das Opfer: Es ist Sophie, die beste Freundin ihrer Schwester Mattie. Für die Polizei sieht es aus wie Selbstmord, nur Vee kennt die schreckliche Wahrheit, und sie begreift schnell, dass auch Mattie in Gefahr schwebt. Nur – wie soll sie herausfinden, in wessen Körper sie war?”

 

Auf dieses Buch hatte ich mich sehr gefreut. Ich mag spannende und unheimliche Geschichten rund um die Themen Schlaf und Träume sehr gerne, und die Idee mit dem Blick durch die Augen eines Mörders klang äußerst vielversprechend.
Nachdem ich es nun gelesen habe, muss ich leider sagen, dass ich ziemlich enttäuscht bin. Dafür gibt es einige ganz wesentliche Gründe.
Erstens bin ich mit Vee und auch mit den übrigen Charakteren einfach nicht warm geworden. Ich hatte immer das Gefühl, dass aus großer Distanz erzählt wird. Und das, obwohl Vee die Geschichte selber aus ihrer Sicht erzählt. Es lag mehr daran, dass die Gefühle der Personen bei mir nicht ankamen. So wird beispielsweise x-mal erwähnt, wie elend sich Vees Schwester Mattie fühlt, doch das kam bei mir einfach nicht an. Für mich blieb sie trotz dieser Schilderungen lediglich ein High School-Girlie. Von Trauer und Verzweiflung konnte ich da nichts spüren. Und auch Vees Leid als die Geschichte ins Rollen kommt, hat mich nicht wirklich erreicht und / oder irgendwie bewegt. Noch nicht einmal die kleine Lovestory zwischen Vee und Zane hat mich erreicht.
Wobei die in dieser Hinsicht eher unwichtig ist, aber zumindest Gefühle wie Angst, Trauer, Wut und Verzweiflung sollten bei einem Thriller schon bei mir ankommen.  Ich muss mich wenigstens in die Hauptcharaktere einfühlen können um auch mit ihnen zu fühlen. Sonst geht das -wie hier- klar zu Lasten der Spannung.
Die Spannung ist gleich der nächste Knackpunkt, denn die kam bei mir hier auch ansonsten nicht auf. Natürlich wollte ich wissen, wer hinter den Morden steckt, doch das war es auch schon. Ich habe der Antwort auf ie Frage nicht hingefiebert. Dazu verfranste sich die Geschichte zu oft. In Partygeschichten, in besagter Lovestory und Teenie-Kram. Außerdem habe ich Vees Nachforschungen nicht als solche empfunden. Dafür geht sie dabei zu larifari zu Werke. Ja, sie will schon gerne wissen, was los ist, forscht mal, lässt sich dann aber gerne wieder gründlich ablenken. So entstehen Lücken in den Nachforschungen und diese Stringenz, die solche Ermittlungen ja eigentlich haben sollten, fehlte mir komplett. Und so wird man auch als Leser immer wieder rausgebracht und trudelt der Auflösung lediglich entgegen, statt auf sie hinzufiebern.
Die Auflösung selber war dann mein größter Minuspunkt, da ich sie unlogisch finde. Es wird immer erwähnt, dass Vee einen Gegenstand einer Person berühren muss, an der diese mit großen Gefühlen hängt. Nur so kann sie während des Schlafes in eine Person wandern. Letztlich nutzt sie ihre Gabe um den Mörder zu entlarven, doch von dem hat sie während der ganzen Geschichte rein gar nichts berührt. Es sei denn, Personen würden ebenfalls zählen. Dafür ist zuvor aber nie die Rede. Und wenn das ginge, wieso muss sie dann anfangs immer irgendwelche Gegenstände haben? Alle Charaktere stehen einander nahe -im Guten und Bösen- und Berührungen wären gar kein Problem. Aber nein: außer bei der finalen “Wanderung” müssen es immer Gegenstände sein!
Ab einem gewissen Punkt -der für mich viel zu früh kam- weiß man zudem,wer hinter den Morden steckt. Jedenfalls noch vor Vee, und auch das Motiv ist in diesem Moment glasklar. Damit war die Luft für mich endgültig raus. Mit dem Ende wollte man offenbar noch mal einen Schuss Action reinbringen, doch das wirkte nach der Geschichte einfach nur an den Haaren herbei gezogen.

 

Die Geschichte wird sehr jugendlich erzählt. Dadurch liest sie sich ganz flott. Eine überraschend große Schrift trägt ebenfalls dazu bei, dass man “Slide” schnell ausgelesen hat. Die Kapitel haben zwar eine schöne Länge um das Buch nach und nach zu lesen, doch da ich bei keinem Kapitel das Gefühl hatte, viel oder etwas irgendwie Komplexes gelesen zu haben, war das gar nicht nötig.

 

Am Cover gefällen mir die Risse im Gesicht. Das hat was und wirkt gut. Eine Verbindung zur Geschichte kann ich allerdings nicht erkennen. Aber immerhin mal kein solch glattes Gesicht, wenn es denn schon eines sein muss. Auch wenn die Story schon einen Mystery-Touch hat, in erster Linie will sie doch ein Thriller sein. Da hätte mir auch ein Cver gefallen, das weniger Mainstream ist.

 

Fazit:  So sehr ich mich auf “Slide” gefreut hatte, letztlich bleibt es bei einer wirklich guten und interessanten Grundidee. Die gefällt mir noch immer. Aber was hier daraus gemacht wurde, konnte mich einfach nicht überzeugen. Weder spannend, noch mysteriös, mit blassen Charakteren und einem ziemlich haarsträubenden Ende.

Quelle: http://leserattz.wordpress.com/2012/12/07/slide-durch-die-augen-eines-morders-jill-hathaway