Die Geschichte hat mir sehr viel Spass gemacht

Keine Sau hat mich lieb: Roman - Franziska Weidinger

Himmi­herrgottsakrament! Burgi Schweinsteiger, Metzgerin aus Untermarktlbrunn, kann es nicht glauben. Da verläuft sich einmal ein interessanter Mann ins Dorf, prompt hat ihr Vater, der Hallodri, einen »kleinen Unfall«, der sich als ausgewachsene Katastrophe entpuppt. Statt mit dem Filetstück von Mann über das Leben, die Liebe und die Literatur zu plaudern, muss Burgi tricksen, was das Zeug hält. Schließlich steht nicht nur der Familienbesitz, die Metzgerei, auf dem Spiel, sondern auch der erste bayerische Poetry Slam der Geschichte, die Ehre ihrer besten Freundin und Burgis Traum von einem Leben mit etwas mehr Poesie.

 

Bei diesem Buch war ich sofort in das Cover verliebt. Andererseits hatte ich aber auch Angst, dass es zu sehr in Richtung Chick-Lit gehen könnte.
Auf den ersten Seiten sah ich diese Angst noch bestätigt, denn da schildert Burgi Schweinsteiger ihre Ansichten zur Männerwelt. Dabei teilt sie die Herren der Schöpfung ein in Filetstücke und Leberkäse (nichts Besonderes, überall zu finden). Okay, Burgi ist Metzgerin, da kann man das noch nachvollziehen. Trotzdem ist es nicht mein Fall. Ich mag es nicht, wenn man Frauen ein Verhalten durchgehen lässt, für das sie -im umgekehrten Falle- jeden Mann quasi an’s Kreuz nageln würden.
Zum Glück habe ich mich davon nicht abhalten lassen. Burgi mochte ich nämlich sonst eigentlich sofort, so burschikos, humorvoll und einfach nett wie sie ist.
Trotzdem sie selber so typische bayerisches Dorf ist (was ich keinefalls abwertend meine), hat sie zudem doch einen feinen Blick auf die übrigen Dörfler und ihre mitunter schrägen bis unagenehmen Eigenschaften. Es ist ungemein vergnüglich, davon zu lesen.
Gelacht habe ich auch über Burgis Leben, das durch einen Unfall in’s schiere Chaos gestürzt wird. Niemand darf davon erfahren, die Beweise müssen vernichtet werden, notfalls mit dem Fleischwolf, und alle Konsequenzen müssen möglichst unauffällig bewältigt werden. Und dieser Unfall zieht unerwartet weite Kreise! Da sind  Kreativität, Durchhaltevermögen und einiges an Coolness gefragt. Wer hat von alldem schon stets im Übermaß? Burgi jedenfalls nicht. Ja, für sie wäre es eine Katastrophe, wenn alle herauskäme, aber für den Leser ist es oft zum Tränenlachen komisch ohne je albern zu werden. Und natürlich hofft man automatisch, dass sich für Burgi alles zum Guten wenden wird.
Um Burgi, ihr Liebesleben und verschiedene Männer geht es neben alldem mitunter auch. Für mein Empfinden steht das jedoch nicht im Mittelpunkt, worüber ich ein wenig froh war. Bayerischen Liebeskitsch hätte ich nicht gebraucht. Doch dies hier ist eine eher dezente Liebesgeschichte, die einem außerdem noch die Augen dafür öffnet, dass auch ein guter Leberkäse so fein wie ein Filetstück sein kann. Das Ende hat es dann sogar geschafft, mich zu Tränen zu rühren, und das aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Burgi erzählt locker, fröhlich und frisch. Ganz wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Ab und zu spricht sie den Leser direkt an, was Nähe schafft. Mit etwas Dialekt und einer Reihe bayerischer Vokabeln muss man dabei klarkommen. Notfalls kann man in der Vokabelsammlung am Ende des Buchs nachschlagen. So liest sich “Keine Sau hat mich lieb” im Nu und mit größtem Vergnügen weg.

Keine Ahnung, was das Cover mit der Geschichte zu tun hat. Für mich gar nichts. Lustig, niedlich und ein echter Blickfang ist es trotzdem.

 

Fazit: Ich habe lange bei keinem Buch mehr so sehr Tränen gelacht wie bei “Keine Sau hat mich lieb”. Eine herrlich chaotische Geschichte mit ganz viel Lokalkolorit und unerwarteten Weisheiten. Burgis Liebesleben ist dabei beinahe Nebensache. Aber eben nur beinahe, sodass mich das Ende doch noch richtig gerührt hat.

Quelle: http://leserattz.wordpress.com/2014/01/06/5854