Viele Grüße aus Panem

Die junge Gaia gehört mit ihrer Mutter zu den wichtigsten Menschen ihrer Gemeinschaft: Als Hebamme muss sie jeden Monat die ersten drei Neugeborenen an der Mauer der Stadt abgeben – so lautet das Gesetz. Noch nie hat jemand es gewagt, gegen dieses Gesetz und die Herrscher jenseits der Mauer aufzubegehren. Doch dann werden Gaias Eltern verhaftet, und das Mädchen begibt sich auf die Suche nach dem Geheimnis der Stadt jenseits der Mauer – und nach dem Schicksal der verschwundenen Kinder.
Ich stand diesem Buch schon nach dem Lesen des Rückentextes sehr skeptisch gegenüber, weil er mich deutlich an die Idee der “Panem”-Trilogie erinnerte.
Die Geschichte hat diese Erinnerung dann leider auch durchweg am Leben erhalten. Sie spielt in einer recht fernen Zukunft, zu der es der Erde und den Menschen nur bedingt gut geht. Will heißen: es gibt auf der einen Seite die Reichen und Privilegierten, auf der anderen arme Menschen, die täglich um ihr Leben kämpfen müssen, aber auf ihre Art relativ zufrieden sind. Und wie es der Titel schon verrät, stehen auch bei “Die Stadt der verschwundenen Kinder” eben Kinder im Mittelpunkt, von denen bestimmte an die wohlhabende Gesellschaft abgegeben werden müssen.
Für meinen Geschmack sind da ein paar Parallelen zu den “Tributen” zu viel vorhanden.
Normalerweise schreckt mich so etwas nicht, wenn die Handlung trotzdem spannend und interessant und vielleicht auf eine andere Art innovativ ist. Doch das trifft auf dieses Buch leider nicht zu. Es ist nur leidlich spannend, zu verfolgen, wie Gaia sich auf die Spur der verschwundenen Kinder und ihre verhafteten Eltern begibt. Der Sache fehlt es einfach an Tempo und dem gewissen Etwas. Die Charaktere präsentieren sich außerdem recht dünn und nicht mal zu Gaia konnte ich eine gewisse Beziehung aufbauen.
Einen Pluspunkt konnte das Buch bei mir damit verbuchen, dass der Hintergrund zum Geschehen in Gaias Welt verblüffend modern ist. Mit dem Thema Genetik kann man bei mir ohnehin nur wenig falsch machen, da ich die Bereiche dieses Themas durchweg interessant finde.
Es kann in diesem Fall aber die Durchschnittlichkeit der übrigen Geschichte leider nicht aufwiegen.
Ich habe recht lange für dieses Buch gebraucht, knapp 14 Tage. Die Kapitel sind vergleichsweise lang, da kam es dann schon mal vor, dass ich nur eines je Tag gelesen habe, aber ich habe auch mal mehrere Tage Pause gemacht. Erstens weil ich es nicht sonderlich spannend fand, zweitens aber auch, weil mich Caragh O’Briens Schreibstil nicht komplett überzeugen konnte. Manche Formulierungen klangen mir zu schlicht, die hätten für eine Geschichte dieses Genres stimmungsvoller ausfallen dürfen.
Das Cover ist ein Hingucker, daran ist nichts zu rütteln. Es wirkt zugleich zauberhaft und rätselhaft. Und auch “nackt” weiß das Buch zu gefallen, denn die Deckel schimmern in einem wunderschönen Blau. Fast wie ein Sternenhimmel. Sehr schön!
Fazit: “Die Stadt der verschwundenen Kinder” ist Fantasy-Mainstream, der einmal zu oft bei den “Tributen” abgeguckt hat. Schlecht ist etwas Anderes, aber überzeugt hat mich diese Geschichte nicht. Ganz nett zum zwischendurch mal lesen, mehr aber nicht.