Der Schutzpatron hat mich hin und wieder verwirrt

Schutzpatron - Volker Klüpfel, Michael Kobr

Endlich kehrt der prachtvolle Burgschatz mit der Reliquie von St. Magnus, dem Schutzpatron des Allgäus, nach Altusried zurück. Vor Jahrzehnten wurde unter der Burgruine Kalden der sagenhafte Schatz gefunden und ging auf weltweite Ausstellungsreise. Nun muss Kluftinger an einer Arbeitsgruppe teilnehmen, die eigens für die Sicherung der Kostbarkeiten gegründet wurde. Priml!  abei hat er doch ganz andere Probleme: Er hat den Mord an einer alten Frau aufzuklären, der zunächst als natürlicher Tod eingestuft wurde. Oder hat das eine gar mit dem anderen zu tun? Kluftingers Nachforschungen werden dadurch erheblich erschwert, dass sein Auto gestohlen wird, was er aus Scham allerdings allen verschweigt – den Kollegen und sogar seiner Frau Erika. Das bringt ihn mehr als einmal in Bedrängnis. Vor allem natürlich, wenn Dr. Langhammer mit von der Partie ist.

 

Man könnte fast meinen, das so beschauliche Allgäu sei ein wahrer Sumpf des Verbrechens. Schon wieder hält ein Mord Kluftinger und Kollegen in Atem. Und dabei ist der noch ein vergleichsweise “harmloser” Aufhänger zu dem Fall, der sich dahinter noch verbirgt. Wie schon häufiger haben sich Klüpfel und Kobr auch für den neuen Fall des Kommissars am (Volks)glauben bedient. So bezeichnet sich ihr Widersacher als den “Schutzpatron” und benennt seine kriminellen Helfershelfer je nach Talent nach verschiedenen Schutzheiligen. So werden die recht gläubigen Allgäuer – Kluftinger eingeschlossen- zum Einen ganz ordentlich verspottet, zum Anderen verleiht es dem Fall aber auch das gewisse Etwas. Es ist schon eine außergewöhnliche Idee, die mir gut gefallen hat.
Weniger gefallen hat mich dagegen die Aufteilung der Geschichte. Denn nicht bei jedem Kapitel begleitet man Kluftinger und Co.  Immer wieder ist man auch dabei, wenn der Schutzpatron und die Seinen ihre kriminellen Pläne schmieden und Unternehmungen angehen. Allerdings finden diese Kapitel zeitversetzt statt, z.B. “5 Tage vorher” (vor dem, was man im vorigen Kapitel von Kluftinger gelesen hat). Das hat mich schnell verwirrt. Da muss man die Gedanken schon gut zusammenhalten und sich konzentrieren um beide zeitlichen Verläufe im Überblick zu behalten und zu einander ins Verhältnis zu bringen. Mir persönlich war das bald zu anstrengend und ich habe die Zeitangaben dann ausser Acht gelassen. Glücklicherweise funktioniert der Krimi trotzdem, bleibt interessant und büßt auch an Spannung nichts ein.
Einen großen Teil der Geschichte nimmt natürlich auch wieder Kluftingers Privatleben ein. Dabei geht es noch eine Spur turbulenter zu als in den vorigen Büchern. Für mich sind diese Passagen nachwievor die Würze der Kluftinger-Krimis. Zum Totlachen komisch und dabei immer so menschlich und authentisch, dass einem der Komissar und die Seinen mit jedem Buch vertrauter und sympathischer werden.

 

Ich habe mir für “Schutzpatron” Zeit genommen, da ich die Kluftinger-Krimis immer wortwörtlich genießen möchte. Es ist aber auch -genau wie die Vorgänger- keine Geschichte, die sich innerhalb kurzer Zeit einfach so herunterlesen lässt. Trotz allen Humors ist sie nicht so flapsig-schnodderig geschrieben, dass sie sich als Nebenbei-Lektüre eignet. Mir gefällt diese Ernsthaftigkeit immer wieder gut, da sie zum Humor einen guten Kontrast bildet und quasi aufzeigt, dass es sich schon um einen “echten” Krimi handelt. Zudem laden die Kapitel förmlich dazu ein, sich das Buch einzuteilen.

 

Ein Verkehrsschild (leicht abgewandelt). Natürlich. Was sonst? Das gehört sich für die Cover der Kluftinger-Krimis einfach so! Es verblüfft mich immer wieder, wie sich passige Schilder zu den Geschichten finden. So erkennt man die Reihe auch sofort im Regal wieder.

 

Fazit:  Diese verschiedenen Zeitebenen hätte ich nicht haben müssen, das habe ich als verwirrend empfunden. Da der Krimi aber auch ohne diese Angaben einwandfrei funktioniert, habe ich ihn trotzdem genauso genießen können wie die “Kluftingers” bisher. Ein spannender Krimi mit dem gewissen Etwas, der mich sehr gut unterhalten hat. Ich freue mich auf den nächsten Fall für den kauzigen Kommissar.

Quelle: http://leserattz.wordpress.com/2011/08/18/rezension-schutzpatron-volker-klupfel-michael-kobr