Das Schema ist ebenfalls unsterblich

Der Preis der Unsterblichkeit (Touched, #1) - Corrine Jackson, Heidi Lichtblau

Wie ein feuriger Blitzschlag  fühlt es sich an, als Asher in Remys Leben tritt. Doch sich ihm zu nähern, bedeutet tödliche Gefahr. Funken sprühen, wenn sie sich berühren, und diese machtvolle Energie ist kaum zu bändigen. Aber Remy will nichts mehr riskieren, zu lange hat sie gelitten unter ihrem gewalttätigen Stiefvater und der Feigheit ihrer Mutter, deren Schmerzen sie immer wieder auf sich nahm. Denn Remy verfügt über eine einzigartige Fähigkeit: Sie kann Menschen durch Berührung heilen. Im friedvollen Maine, wo ihr leiblicher Vater mit seiner neuen Familie lebt, will sie endlich ein normales Leben führen. Doch kann sie ihrem Schicksal entrinnen? Kann sie Asher entkommen?

 

Ich bin von diesem Genre eigentlich ein ganzes Stück abgerückt. Kürzlich dachte ich dann aber, eine kleine Abwechslung zu den ganzen Krimis und Thrillern könnte sicher nicht schaden ;) Zudem treibt mich immer mal wieder die Frage um, ob es einem Autor nicht doch mal gelingt, etwas Neues in diesem Bereich zu Papier zu bringen.
Soviel sei vorab verraten: Corrine Jackson ist dies nicht gelungen.
Grundsätzlich unterscheidet sich “Touched” nicht nennenswert von seinen Genre-Kollegen. Mit Remy trifft man auch hier auf eine Jugendliche, die sich Hals über Kopf in einen unglaublich gutaussehenden Typen verknallt, nämlich Asher. Der ist allerdings alles andere als menschlich und sieht selbstverständlich eine Gefahr in dieser Liebe. So balzt man eine ganze Zeit lang herum, hält sich immer wieder vor Augen, wie unmöglich das doch ist, nur um es später allen Widerständen zum Trotz doch zu versuchen. Das endet nach einem romantischen Höhenflug in einem Drama, und gegen Ende muss sich zeigen, ob die Liebe reicht um dieses Drama abzuwenden. Davon abgesehen gibt es einige Parallelen speziell zu den “Biss zum…”-Romanen, die recht auffällig sind. Beispielsweise Ashers Familie und ihr Miteinander, aber auch Remy selbst, die seit Kurzem bei ihrem Vater lebt. Oder auch die anderen von Ashers Art, die zwar nicht in ihrer Nähe leben, die aber dennoch eine ständige Bedrohung für Remy darstellen. Da fällt das Ableugnen schwer.
Nun bin ich einer schönen und romantischen Lovestory gelegentlich nicht abgeneigt. Von daher habe ich diese Ähnlichkeiten gut mit einem Grinsen ab und zu verschmerzen können.
Es gibt aber auch ein paar Kleinigkeiten, die “Touched” von den meisten anderen Romantasy-Büchern für Teenies unterscheidet. So ist Remy zwar total in Asher verknallt und bekommt keinen klaren Gedanken auf die Reihe, wenn sie in Ashers Augen schaut, sonst aber ist sie durchaus selbstbewusst und alles andere als auf den Mund gefallen oder feige.
Und: auch sie selber ist übersinnlich begabt! Ebenso fand ich es gut, dass auf Remy noch eine weitere Gefahr lauert, die keinen großen Bezug zu der Übersinnlichkeit hat: ihr brutaler Stiefvater. Das schafft Abstand zur Fantasy.
Was mich dagegen sehr gestört hat ist, wie schwammig Remys und Ashers besonderen Talente bzw ihre Wirkung beschrieben wird. Da ist von mentalen Mauern zur Abwehr die Rede, die bei Bedarf hoch- oder heruntergefahren werden können und von spiralförmigen Energien, aber auch der Vorgang der Heilung ist alles andere als griffig geschildert. Bis zum Schluss hin war mir nie komplett klar, was da genau wie vor sich geht.

 

Vermutlich hat mich dieses Bemühen zu begreifen, wie Remys und Ashers Fähigkeiten genau wirken, beim Lesen etwas ausgebremst. An sich liest sich “Touched” nämlich ganz gut. Remy erzählt jugendlich locker und oft auch ziemlich flapsig und humorvoll. Das ist unterhaltsam zu lesen, und so dürften Fans des Genres das Buch flott ausgelesen haben. Ich habe für meine Verhältnisse recht lange dafür gebraucht.

 

“Touched” ist in einen sehr schönen und leicht glänzenden Umschlag eingeschlagen, was mich mit dem wenig aussagekräftigen Standard-Motiv etwas versöhnt hat. Die Kapitelanfänge sind zudem mit einem hübschen, zierlichen Ornament verziert. Ein Lesebändchen gibt es ebenfalls! Optisch also ein schönes Buch.

 

Fazit:  Auch “Touched” erfindet nicht gerade das Rad der Romantasy neu. Speziell die Ähnlichkeiten zu den “Biss zum…”-Romanen sind sehr auffällig. Als wirklich störend und auch ärgerlich habe ich die unklare Schilderung von Remys und Ashers Talenten empfunden. “Touched” hat aber auch einige kleine positiven Eigenschaften, so dass ich trotz allem ein paar nette Leseabende mit ihm verbracht habe. Genre-Fans dürften jedenfalls Gefallen daran finden.

Quelle: http://leserattz.wordpress.com/2012/03/15/touched-der-preis-der-unsterblichkeit-corrine-jackson