Märchenhafter Thriller

Aschenputtels letzter Tanz - Kathleen Weise

Grauer Nebel liegt über dem Moor, als Harpers Cousine Elsa überfallen wird. Ein Aschenputtelzitat – das ist die einzige Spur, die der Täter bei der jungen Tänzerin hinterlassen hat. Während die Polizei fieberhaft nach ihm fahndet, geht die Angst in dem kleinen Städtchen um. Nur Harper will nicht tatenlos abwarten. Sie beginnt Fragen zu stellen und schwebt bald selbst in Gefahr. Denn der Täter hat schon das nächste Opfer im Visier.

 

Da Jugendthriller seit einiger Zeit zu meinem bevorzugten Büchern gehören, bin ich beim Stöbern nach frischem Lesestoff auf dieses Buch aufmerksam geworden. Der Klappentext klang vielversprechend und spannend.
Tatsächlich hat mich das Buch von der ersten Seite an gepackt. Zunächst lag das lediglich an Hauptperson Harper, die mir sofort sympathisch war. Ich mag es immer sehr, wenn ich in einem Buch, das sich in erster Linie an Mädels richtet, eben kein so “typisches” Mädchen vorgesetzt bekomme. Harper mit ihrer selbstbewussten und direkten Art, den frechen Sprüchen hier und da und dem schrägen Klamottenstil war also ganz und gar nach meinem Geschmack.
Als nächstes begeisterte mich der Schauplatz vieler Szenen dieses Buches. Einem Moor hängt offenbar auch heute immer noch etwas Unheimliches und Bedrohliches an. Und wenn es so beschrieben wird wie hier, dann sorgt es durchaus für manche Gänsehaut. Eine wirklich wohlig unheimliche Atmosphäre, die einem Thriller natürlich gut steht.
Für Spannung sorgt aber auch das Rätsel um den Überfall auf Elsa. Harper ist entsetzt darüber, was ihrer Cousine passiert ist und was das für deren Zukunft als begabte Tänzerin bedeutet. Bald allerdings bemerkt sie, dass mit Elsa noch etwas anderes nicht zu stimmen scheint. Die Cousine verhält sich anders als früher und scheint Geheimnisse zu haben.
Als ein weiteres Mädchen überfallen und schwer verletzt im Moor gefunden wird, ist Harpers Neugier geweckt.
Es ist spannend Harper bei ihren Nachforschungen und immer wieder auch ins Moor zu begleiten und man knobelt automatisch mit ihr mit, was und wer hinter den Überfällen steckt. Verdächtige gibt es nach und nach einige und ich habe meinen Verdacht ein- oder zweimal wieder geändert. Ab einem bestimmten Punkt war ich mir dann aber ganz sicher, wer es war und auch, warum. Leider war das nicht erst drei Seiten vor dem Ende, sondern schon etwas früher. Von “spannend bis zur letzten Seite” kann also nicht die Rede sein.
Dafür hat mir aber gefallen, dass im Zusammenhang mit den Morden das Thema Leistungssport und der damit verbundenen Druck speziell auf junge Leute auf den Tisch kommt. Kathleen Weise hat also nicht einfach “nur” einen guten Jugendthriller geschrieben, sondern ihm auch eine Botschaft an Leser und deren Eltern mitgegeben.
Daran dass ich das gut finde, merkt man uA auch, dass dieses Thema zwar deutlich angesprochen, aber nicht bis in kleinste Details und bis zum Erbrechen erörtert wird. Sowas mag ich nämlich widerum gar nicht. Aber so sorgfältig in eine spannende Handlung eingebettet wie hier, geht das absolut in Ordnung für mich.

 

Dank Harpers lockerer Erzählweise liest sich “Aschenputtels letzter Tanz” schön flüssig weg. Die Kapitel haben eine angenehme Länge. Nicht zu lang, nicht zu kurz, so dass man -auch wenn man mal nur eines liest- trotzdem ein gutes Stück in der Geschichte voran kommt. Besonders hat mir gefallen, dass beispielsweise eMails und Zeitungsberichte auch in der Optik dieser Schriftstücke abgedruckt sind. Der rechte und der obere Schnitt sind ebenfalls einen Blick wert, denn sie zeigen genau die Bluemornamente, die man auch auf dem Cover bewundern kann.

 

Ehrlich gesagt hätte das Cover für meinen Geschmack gerne etwas düsterer ausfallen dürfen. So ist es mir für einen Thriller einfach zu hell und freundlich. Da wird hauptsächlich dem Märchenaspekt Rechnung getragen. Nicht unbedingt “Aschenputtel”, aber “Dornröschen” durchaus.

 

Fazit:  Mir hat “Aschenputtels letzter Tanz” dank einer leicht schrägen, aber sehr sympathischen Hauptperson und einem wohlig unheimlichen Schauplatz prima gefallen. Der Rätsel um die Überfälle und den Täter ist bis zu einer bestimmten Punkt spannend, dann wird es für den Leser doch offensichtlich. Glücklicherweise erreicht man diesen Punkt aber relativ spät, so dass es über den Großteil des Buches hinweg spannend bleibt.

Quelle: http://leserattz.wordpress.com/2012/06/29/rezension-aschenputtels-letzter-tanz-kathleen-weise