Ein ziemlich dünner Fall

Die Gurkenfliegerein Niederbayern Krimi - Katharina Gerwens, Herbert Schröger

Das niederbayerische Kleinöd steht kopf: Der vierjährige Paul Daxhuber ist spurlos verschwunden. Die Großeltern, bei denen er aufwächst, seit seine Mutter Corinna ihn dort ablieferte, sind verzweifelt. Auch die polizeilichen Ermittlungen unter der Leitung von Franziska Hausmann werfen zunächst nur weitere Fragen auf: Warum verschwand Corinna damals so plötzlich? Hat sie womöglich ihr eigenes Kind entführt? Und welche Rolle spielen die polnischen Erntehelfer, die mit den Gurkenfliegern auf den Feldern ihre Runden drehen? Hinter der scheinbar idyllischen Fassade des Dorfes lauern ungeahnte Abgründe.

 

Wegen des Genres und der ausgefallenen Cover hatte ich bereits länger ein Auge auf die Kleinöd-Krimis. Leider musste ich mit Band 2 in die Reihe einsteigen, was aber kein Problem war. Die Charaktere werden nach und nach so neu vorgestellt als handele es sich um den ersten Band. Es ist zwar ab und zu herauszulesen, dass es bereits einen Fall um das Dorf gab, aber man braucht kein Vorwissen darüber um bei den “Gurkenfliegern” durchzusteigen.
Der vierjährige Paul ist aus Kleinöd verschwunden. Das ruft zunächst die Presse und den Dorfsheriff auf den Plan, später aber auch Kommissarin Hausmann (die bereits Fall 1 löste) und ihre Kollegen.
Geraume Zeit verfolgen sie verschiedene Spuren. So bleibt es auch für den Leser spannend und man knobelt mit, welche Theorie am wahrscheinlichsten ist. Später wird zumindest dem Leser gegenüber aufgelöst, was dem Jungen zugestoßen ist. Es bleibt danach aber noch spannend hinsichtlich der Frage, was dem Jungen weiter passieren wird und ob und wie die Ermittler das Rätsel um sein Verschwinden lösen werden.
Ich muss allerdings sagen, dass mich der Grund für dieses Unglück nicht komplett überzeugen konnte. Das ist zu schwach in meinen Augen. Ausserdem ist man mir mit gewissen Geschichten, die dem Kleinen Paul erzählt werden, ganz schön auf den Keks gegangem. Kann man Vierjährigen wirklich solch hanebüchene Stories auftischen?
Dafür hat mich das Buch in anderer Hinsicht erschreckt. Denn während der Handlung kommen immer wieder geradezu schokierende Tatsachen über das Dorf und seine Bewohner zur Sprache. Und die sind nicht ohne! Da hoffe ich, dass in den weiteren Bänden einige davon der Polizei zu Ohren kommen und dass die betreffenden Personen die Konsequenzen tragen müssen.
Übrigens habe ich diese Tatsachen als gar nicht so abwegig empfunden. Ich mag mir lieber nicht vorstellen, was sich hinter manch harmlosen, schmucken Fenster alles abspielt. Dafür muss mann sicher nicht mal in solch einem Nest wie Kleinöd leben.
Trotz allem hat auch dieser Regionalkrimi einiges an Komik zu bieten und man kann immer mal wieder dabei schmunzeln.

 

Inhaltlich ist die Geschichte nicht komplex. Sie liest sich aber dennoch nicht ganz leicht, denn ein Großteil der Dialoge ist im Dialekt geschrieben. Da muss man aufpassen und kann leicht ins Stolpern geraten. Es verleiht der Geschichte allerdings auch etwas Authentisches und Uriges. Die Kapitel haben eine gute Länge, nicht zu lang und nicht zu kurz.

 

Ich wusste nicht, was Gurkenflieger sind und fand das Cover mit dem Gurkenglas ganz witzig. Ein Cover also, das neugierig macht. Allerdings dreht sich die Geschichte nicht so sehr um die Gurkenflieger. Wer darauf hofft, der ist auf dem Holzweg. Für einen waschechten Krimi ist es auf jeden Fall ein ungewöhnliches Motiv.

 

Fazit: Der Hintergrund um Pauls Verschwinden war mir zu dünn und somit nicht überzeugend. Dafür konnte die Geschichte in menschlich erschreckender Hinsicht bei mir punkten. Die Ermittlungen fand ich ganz spannend, und ich werde sicher noch einen weiteren Band lesen und dann entscheiden, ob ich an der Reihe dran bleibe. Dafür müsste dieser weitere Band aber einen überzeugenderen Fall bieten.

Quelle: http://leserattz.wordpress.com/2012/07/29/rezension-die-gurkenflieger-von-kleinod-katharina-gerwens-herbert-schroger