Guter Thriller, aber der Kommissar...

Wassermanns Zorn - Andreas Winkelmann

“Manuela Sperling ist neu bei der Polizei. Gleich an ihrem ersten Tag muss sie sich mit dem grausigen Mord an einer Prostituierten befassen, deren Leiche ein­gekeilt zwischen Baumwurzeln im seichten Teil des Flusses liegt – ertränkt. Auf dem Bauch der Toten finden die Spurensicherer eine grausige Botschaft, gerichtet an Manuelas Chef, Kriminalhauptkommissar Stiffler. Manuela muss erkennen, dass ihr Eifer nicht von allen im Präsidium gern gesehen wird. Da ertrinkt erneut eine Frau, direkt vor ihren Augen. Eine unsichtbare Macht zieht sie auf den See hinaus und unter die Wasseroberfläche. Und Stiffler dreht durch.”

 

Dies ist mein inzwischen dritter Thriller von Andreas Winkelmann. Es scheint charakteristisch für seine Romane zu sein, dass man sich anfangs überfordert fühlt mit der Anzahl der Charaktere, den verschiedenen Schauplätzen und Problematiken. Jedenfalls ging es mir jedes Mal so. Aber inzwischen weiß ich deshalb auch, dass sich dieses Chaos lichtet sobald sich der eingentliche Fall herauskristallisiert.
So war es auch hier und ab diesem Punkt hatte mich der Fall gepackt. Es ist spannend zu verfolgen, wie er sich entwickelt und man kann gar nicht anders als mitzuknobeln, wer warum hinter den Taten steckt. Speziell, was Kommissar Stiffler selber damit zu tun hat, hat mich die ganze Zeit brennend interessiert. Aber es war ebenso spannend, die sympathische und burschikose Polizistin Manuela bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Taxifahrer Frank, der dabei oft an ihrer Seite ist, hat mir ebenfalls gefallen. Zu einem Großteil deshalb, weil er an einer Krankheit leidet, die mich verrückterweise schon immer interessiert und fasziniert hat.
Mir hat die Story insbesondere wegen der Morde im Wasser eine Gänsehaut bereitet. Ich bin nicht gerade eine Wasserratte ;) und habe großen Respekt vor diesem Element. Wenn ich dann so eindringlich geschilderte Szenen lese wie hier, wenn man beim Täter dabei ist, dann schaudert es mich schon ganz ordentlich. Und ich mag es, wenn ein Thriller genau das schafft.
Soweit bin ich mit “Wassermanns Zorn” also ausgesprochen zufrieden.
Es gibt allerdings jemanden, der mir die tolle Story ganz gut verleidet hat. Und das ist ausgerechnet Stiffler höchstpersönlich! Manuelas Lehrmeister und der leitende Hauptkommissar im “Wassermann”-Fall.
Mir ist schon klar, dass die Figur sicher bewusst  so angelegt wurde, aber einen solchen Unsympathen ertrage ich einfach nur schwer durch eine ganze Geschichte hindurch.
Und Schwierigkeiten im Job und in der Ehe, die deshalb in die Brüche ging, und Vorkommnisse dieser Art sind für mich auch keine Entschuldigung oder etwas, weswegen ich Nachsicht üben würde. Deswegen muss man noch lange nicht überheblich, unfair, versoffen, eigenbrötlerisch und korrupt werden.

 

Für “Wassermanns Zorn” habe ich mich -für meine Verhältnisse- Zeit genommen. Alleine schon um die Schilderungen des Wassermanns richtig auf mich wirken zu lassen. Es lohnt sich! Aber auch, um mich immer mal wieder von Stiffler zu erholen. Da habe ich dann häufiger mal Pause gemacht. Passagen mit ihm zogen sich für mich ganz schln in die Länge. Dagegen lasen sich die mit Manuela und Frank angenehm leicht und unterhaltsam.

 

Das Cover unterschiedet sich deutlich von denen der Winkelmann-Thriller, die ich bisher gelesen habe. Da gab es ziemlich weiße Cover zu sehen. Mir gefällt aber die Szenerie hier sehr gut. Ein schöner Blick über einen verlassenen und unergründlichen See und darüber das Gewitter. Das wirkt bedrohlich und passt zum Titel. Und ja, ich mag auch die grünlich-blauen Farben. Farbig mag ich immer lieber.

 

Fazit: Auch mein dritter Winkelmann hat mir im Großen und Ganzen gefallen. Ein spannender Thriller, der einen das Schaudern lehrt. Besonders, wenn man wie ich kein allzu großer Wasser-Fan ist. Kommissar Stiffler hat mir den Genuss allerdings doch etwas verdorben. Bei einer Person mit einem solchen Verhalten und Charakter sträubt sich mir einfach das Fell.

Quelle: http://leserattz.wordpress.com/2012/11/04/rezension-wassermanns-zorn-andreas-winkelmann